Risikobewertungsmatrix
Wiederholung – Definitionen:
- Schaden: Physische Verletzung oder Schädigung der Gesundheit von Menschen oder Schädigung von Gütern oder der Umwelt
- Schweregrad: Maß der möglichen Folgen einer GEFÄHRDUNG
- Risiko: Kombination der Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines SCHADENS und des SCHWEREGRADES dieses SCHADENS
Grundlagen:
- Risikobewertungsmatrix dient dem Überblick
- Risikobewertungsmatrix nicht gesetzlich vorgeschrieben
- Risikobewertungsmatrix spezifisch für jedes Produkt
- Die Achse sind in der Regel logarithmisch (großer Bereich)
1. Wahrscheinlichkeiten festlegen
- Einheit: 1/Anzahl Anwendungen
- Entwicklerseite betrachten:
- Wahrscheinlichkeit, dass eine Gefährdungssituation eintritt
Beispieldaten:
- Das Unternehmen hat in Europa ca. 25% Marktanteil
- Das Produkt wird ausschließlich in der inneren Medizin von Krankenhäusern verwendet
- Das Produkt hat eine Lebensdauer von 10 Jahren
- Das Produkt wird in 50% aller inneren Behandlungen verwendet
- Das Produkt wird im Durchschnitt 10 mal pro Behandlung angewendet
- Das Produkt soll in Europa verkauft werden
- In Europa gibt es ca. 5.000 Krankenhäuser
- Im Durchschnitt hat eine innere Station ca. 25 Betten
- Die Bettenbelegungsrate liegt im Durchschnitt bei 75%
- Es finden am Tag im Durchschnitt 0,25 Behandlungen pro Patient (=belegtes Bett) statt
- Es werden im Durchschnitt an 340 Tagen im Jahr Behandlungen durchgeführt
Das bedeutet:
- 25 Betten
*
0,75 Bettenbelegungsrate*
0,25 Behandlungen => 4,6875 Behandlungen pro Tag pro Patient - 4,6875 Behandlungen pro Tag pro Patient
*
5.000 Krankenhäuser => 23.437,5 Behandlungen pro Tag in Europa - 23.437,5 Behandlungen pro Tag in Europa
*
0,5 Behandlungen mit dem Produkt*
10 Anwendungen pro Behandlung mit dem Produkt*
0,25 Marktanteil => 29.296,875 geplante Behandlungen mit dem Produkt pro Tag - 29.296,875 geplante Behandlungen mit dem Produkt pro Tag
*
340 Behandlungen pro Jahr*
10 Jahre Lebensdauer => 99.609.375 Anwendungen pro Gerät über die gesamte Lebensdauer - ca. 1.000.000.000 (eine Milliarde) Anwendungen pro Gerät über die gesamte Lebensdauer
- 1/1.000.000.000 => 10^-9
Wahrscheinlichkeitsklasse | Beschreibung / Definition | Häufigkeit |
---|---|---|
Häufig | Fehler nahezu sicher. Tritt bei jeder Anwendung auf. | p > 10-1 |
Wahrscheinlich | Fehler wahrscheinlich. Tritt bei einzelnen Anwendungen auf, wenn das Produkt in seinem vorgesehenen Umfeld angewendet wird. | 10-3 < p ≤ 10-1 |
Gelegentlich | Gelegentliche Fehler sind wahrscheinlich. Tritt bei wenigen Anwendungen auf, wenn das Produkt in seinem vorgesehenen Umfeld angewendet wird. | 10-5 < p ≤ 10-3 |
Selten | Fehler ist nicht auszuschließen. Ein oder mehrere Vorfälle pro Produktlebenszyklus möglich. | 10-7 < p ≤ 10-5 |
Unwahrscheinlich | Verkettung ungünstiger Umstände. Fehler konnte noch nicht beobachtet werden. | 10-9 < p ≤ 10-7 |
Unvorstellbar | Kein Fehler in dem Produktlebenszyklus. Nur mit absichtlichem Missbrauch möglich. | p ≤ 10-9 |
2. Schweregrade festlegen
- dem Produkt angemessen und realistisch bleiben
- Ein OP Mikroskop führt in der Regel nicht zum Tod eines Patienten
- Bei einem Defibrillator sieht das schon anders aus
Patienten- und Anwenderseite betrachten:
- Anwendungspezialisten (Anwender, Ärzte, …) mit einbeziehen
- Durchschnitt bilden und nicht den Worst-Case annehmen
Gedankenmodell:
- Größten und kleinsten Schaden festlegen
- Anzahl Kategorien festlegen
- Merkmale der Kategorie identifizieren
- Eindeutige (binäre) Kriterien wählen
Schweregradsklasse | Beschreibung / Definition | Beispiele |
---|---|---|
gering | Führt zu reversiblen Schädigungen, die keiner ärztlichen Intervention bedürfen | Irritationen, Schürfwunden, Verbrennungen Grad I |
ernst | Führt zu reversiblen Schädigungen, die ambulanter Abklärung bedürfen | Hämatome, Frakturen, Verbrennungen Grad II |
kritisch | Führt zu irreversiblen Schädigungen oder lebensbedrohlichen Schädigungen | Neurologische Ausfälle, Organverletzungen, Innere Blutungen, Verbrennungen Grad III |
katastrophal | Führt zum Tod eines oder mehreren Patienten | Tod |
3. Die “fertige” Risikobewertungsmatrix
- Risikobewertungsmatrix drückt die Risikopolitik der Herstellers aus
- Immer mit der Frage im Hinterkopf: Überwiegt der Nutzen dem Schaden?
- Die Risikoanalyse soll das zu Erwartende darstellen, nicht den Worst-Case
- Die Risikoakzeptanzschwelle muss erkennbar sein
- Anhand dieser Grenze wird häufig bewertet wie die Politik ist
- Es gibt “akzeptierte” Risiken, die in der Produktlebensdauer des Produktes zum Tode führen
- z.B. Es gibt zwei Risiken die mindestens ein mal pro Lebensdauer zum Tod führen
Vorgriff auf die nächste Sendung:
- Beim erreichen “akzeptablen” Bereiches darf nicht aufgehört werden
- Bis zum Stand der Technik weiter mindern
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